Mit insgesamt 13 Bussen wurden am Dienstagabend viele Traiskirchner nach Wien gebracht, wo sie im Anschluss vom Burgtheater Richtung Innenministerium in der Herrengasse marschierten. Vor Ort schlossen sich weitere Personen an, sodass insgesamt rund 800 Menschen an der Demonstration teilnahmen.
Es war eine friedliche, aber laute Demonstration, an der sich junge Menschen gleichermaßen wie Ältere beteiligten. In der ersten Reihe wurde Bürgermeister Andreas Babler, der gestern auch klar gezeigt hat, dass er – scheinbar noch aus seiner Zeit bei der sozialistischen Jugend – weiß, wie man solche Veranstaltungen organisiert, vom 3. Landtagspräsidenten und Vizebürgermeister Franz Gartner, dem evangelischen und dem katholischen Pfarrer sowie Stadträten und dem ehemaligen Bürgermeister Fritz Knotzer begleitet wurde.
Vor dem Innenministerium wurden die Demonstranten nicht von der Innenministerin sondern von ihrem Sprecher Karl-Heinz Grundböck empfangen. Es gab zwar ein kurzes „shake hand“ mit Bürgermeister Babler, ansonsten aber wurden nicht viele Worte gewechselt.
Vizebürgermeister Franz Gartner begrüßte die Traiskirchnerinnen und Traiskirchner und rief unter tobendem Applaus Bürgermeister Andreas Babler auf die Bühne.
„Es reicht Frau Innenministerin“, so Babler lautstark und sehr emotional. Der Bürgermeister übte massive Kritik und sprach sich für die „Abschaffung von Massenlagern wie jenem in Traiskirchen“ aus. „Niemals sind sie selber schuld, immer sind die anderen schuld“, so Babler der von einem „erbärmlichen Spiel“ der Innenministerin spricht.
Babler geht aber auch mit seinem Parteikollegen und Bundeskanzler Werner Faymann hart ins Gericht. „Wenn in meiner Stadtregierung ein Stadtrat seine Arbeit nicht ordentlich macht, dann muss ich als Bürgermeister eingreifen und etwas unternehmen“ und forderte so Faymann auf endlich etwas zu unternehmen und „Haltung“ in der Politik zu zeigen.
Babler kündigte an, den Protest weiterzuführen und die Innenministerin bei kleineren Veranstaltungen wie Weinfesten oder ähnlichen sommerlichen Anlässen, mit der Problematik zu konfrontieren. „Wir können nicht so tun als sei alles heile Welt und Feste feiern, während so wichtige Probleme in unserem Land nicht gelöst sind“.
Babler stellt klar: „Unser Protest richtet sich nicht gegen die armen Leute, die mit den Plastiksackerln ankommen, sondern gegen diese Politik. Daher demonstrieren wir auch nicht in unserem Traiskirchen sondern hier in Wien, wo die Innenministerin an den Schalthebeln der Macht sitzt“.
Am Rande der Demonstration betonte der Sprecher von Mikl-Leitner, dass die Entlastung Traiskirchens auch im Interesse des Innenministeriums steht, allein fehle es an Quartieren in den Bundesländern.
Im Anschluss schloss Babler die Kundgebung und die rund 800 Demonstranten zogen wieder zurück zum Burgtheater, wo sie in den Bussen wieder zurück nach Traiskirchen fuhren. Es war jedenfalls eine sehr emotionale aber friedliche Demonstration, die sich nicht gegen Menschen sondern klar gegen die Politik der Innenministerin richtete.