Land streicht überraschend Förderungen für „Native Speaker“

Aufregung in den Gemeinden, nachdem das Land Niederösterreich Förderungen für Englischunterricht streicht.

Seit vielen Jahren sorgen so genannte „Native Speaker“ in den Kindergärten für die Förderung von Sprachkenntnissen. In den Kindergärten der Stadtgemeinde Ebreichsdorf gibt es zwei  „Native Speaker“, einer davon ist Raymond Walker. Er unterrichtet seit vielen Jahren spielerisch die Kindergartenkinder und spricht und singt mit ihnen in seiner Muttersprache Englisch. Dieses Erfolgsmodel wurde bisher vom Land Niederösterreich zum Teil gefördert. Am 28. Juni 2016 teilte das Land Niederösterreich mit, dass diese Förderung für externe Englisch-Lehrkräfte ab kommendem Schuljahr eingestellt und ersatzlos gestrichen werden. Anstatt  dessen bietet das Land Englischkurse für Pädagoginnen auf freiwilliger Basis an, um ihre Englischkenntnisse zu verbessern und dann künftig die Kinder auch in Englisch zu unterrichten.

„Als Bürgermeister finde ich es ein völlig falsches Signal des „Familienlandes NÖ“, dass man gerade bei den Förderungen unserer jüngsten und kleinsten BürgerInnen den Sparstift ansetzt“, zeigt sich Bürgermeister Wolfgang Kocevar in einer Pressekonferenz enttäuscht. „Gerade hier sollten wir nicht Gelder streichen, sondern sogar zusätzliche Mittel in die Hand nehmen um jede Lernförderung für unsere Kleinkinder zu nutzen, um sie so noch besser auf die bevorstehende Schule vorzubereiten. Wir werden daher auch weiterhin auf unsere Englisch-Experten in Ebreichsdorf setzen und uns diese Ausbildung für unsere Kinder selbst leisten. Schade, dass wir seitens des Landes NÖ dafür künftig keine Unterstützung mehr bekommen und auch schade, dass wir von den Verantwortlichen des Landes NÖ als Gemeinde nicht einmal vorher zu dieser Änderung gefragt oder sonst wie eingebunden wurden,“ so Kocevar.

Der Stadtgemeinde Ebreichsdorf entstehen dadurch nicht nur Mehrkosten von rund € 25.000 im Jahr, sondern zusätzlich bürdet man den PädagogInnen auch noch eine zusätzliche Aufgabe auf, die sie in vielen Fällen weder aus zeitlichen noch qualitativen Gründen – besonders im Vergleich zu „native Speakern“, gar nicht umsetzen können, betont man.

Auch der Zeitpunkt der Mitteilung ist ein denkbar schlechter. Die Gemeinden müssen per Gesetz ihre Budgets im Dezember für das kommende Jahr beschließen und darüber hinaus auch einen mittelfristigen Finanzplan mit Einnahmen und Ausgaben dem Land NÖ vorlegen. Wie soll so ein Budget eingehalten werden können, wenn das Land ihrerseits zu erwartende Förderungen einfach unter dem Jahr ersatzlos streicht und die Gemeinde aber ihren Verpflichtungen nachkommen muss?

Darüber hinaus verpflichtet man jetzt auch noch die Gemeinden die Organisation von verpflichtenden Elterngesprächen für jene Kinder zu übernehmen, die vor dem 1. September des jeweiligen Jahres das vierte Lebensjahr vollendet haben und nicht bereits zum Besuch des Kindergartens angemeldet sind. Das mögen zwar, wie das Land NÖ in ihrer Argumentation ausführt, nur wenige Prozent in NÖ sein, allerdings müssen die Gemeinden trotzdem alle ihre 4-jährigen Kinder „überprüfen“, ob sie bereits bei uns angemeldet sind, oder vielleicht irgendwo anders in einem Kindergarten. Und erst wenn wir diese Analyse gemacht haben, können wir die tatsächlich übrigen Eltern und Kinder zu einem verpflichtenden Elterngespräch einladen und haben keinerlei Handhabe, wenn diese der Einladung nicht Folge leisten. Eine weitere Maßnahme des Landes NÖ, die einen erheblichen Mehraufwand für die Gemeinden bedeutet.

Bild: Stadtgemeinde Ebreichsdorf

v.l.n.r.: Bgm. Wolfgang Kocevar, Raymond Walker, English Native Speaker für Kindergärten, Vizebgm. Johann Zeilinger, Finanzstadtrat Christian Pusch

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