Interview: „Politik passiert immer bei den Menschen“

Nach 42 Jahren im Gemeinderat legte Vize-Zeilinger Mandat zurück!

42 Jahre ist der gebürtige Schranawander Johann Zeilinger im Ebreichsdorfer Gemeinderat, davon 12 Jahre als Vizebürgermeister. Der Sozialdemokrat aus Überzeugung legte kurz vor seinem heutigen 72. Geburtstag  sein Mandat zurück und scheidet aus dem Gemeinderat aus. Die MONATSREVUE hat mit dem Kommunalpolitiker ein Interview geführt und blickt mit dem langjährigen Politiker auf die letzten 42 Jahre zurück!   

 

Der Ebreichsdorfer Vizebürgermeister Johann Zeilinger wurde am 5. Mai 1950 als Sohn einer Arbeiterfamilie in Schranawand geboren. Nach der Schule in Unterwaltersdorf und Ebreichsdorf erlernte er bei einem Betrieb in Ebreichsdorf den Beruf des Elektroinstallateurs. Viele Jahre arbeitete er dann  als Elektriker bei einem großen Netzbetreiber. 

„Ich formuliere es jetzt hart, aber es war damals so, wir waren ein rotes Gesindel in Schranawand“, erzählt der SPÖ Politiker. „Eine Ungerechtigkeit bei der Vergabe von Förderungen zum Hausbau hat mich damals bewogen, in die Politik zu gehen“, beschreibt er seinen politischen Einstieg.  

1980 zog Johann Zeilinger erstmals als SPÖ Gemeinderat in Ebreichsdorf ins Rathaus ein. „Wolfgang Kocevar ist der 6. Bürgermeister, unter dem ich in Ebreichsdorf politisch tätig war“, so der Vizebürgermeister. In den 90er Jahren wurde Zeilinger geschäftsführender Gemeinderat, später Stadtrat und seit 2010 ist er Vizebürgermeister der Stadtgemeinde Ebreichsdorf. „Damals wurde ich von 33 möglichen Stimmen mit 32 Stimmen gewählt“, ist er heute noch stolz auf die große Zustimmung.

„Mein Gedanke war immer, wenn du zu den Leuten gehst, dann bekommst du auch die Stimme der Menschen. Nicht so wie heute per WhatsApp oder Facebook, sondern du musst persönlich hingehen zu den Leuten und vor allem auch in Vereinen integriert und engagiert sein. Ich wurde Obmann vom Unterwaltesdorfer Sportverein, als es ihm dreckig gegangen ist und habe innerhalb von 2 Jahren aus 11.000 Minus 17.000 Plus gemacht. Ich war Kassier im Kameradschaftsverein und Obmann Stellvertreter beim Wanderverein und natürlich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr“, so Zeilinger. 

Politisch war Zeilinger lange für Schulen, Kindergärten und das Feuerwehrwesen zuständig. „Ich habe das sehr gerne gemacht, weil mir die Kinder sehr wichtig sind. Von 2010 bis jetzt haben wir 10 neue Kindergarten Gruppen gebaut. Auch ein Feuerwehrhaus in Weigelsdorf, einen Zubau in Ebreichsdorf und die Planung des Feuerwehrhauses Unterwaltersdorf fallen unter meine Verantwortung. Auch im Bereich des Zivilschutzes haben wir bereits sehr viel erreicht und noch viel vor, dass muss jetzt aber mein Nachfolger weiter machen“, so Zeilinger. „Ich möchte nichts missen, es war alles O.K., es gab Höhen und Tiefen. Die Zeit ist schnell vergangen“, so Zeilinger. „Es war nicht immer einfach, aber der, der keine Liebe für die Politik hat, soll auch nicht in die Politik gehen. Man darf aber auch nicht glauben, in der Politik kann man alles erreichen, so ist es leider nicht und man muss auch Niederlagen einstecken können“, so der Langzeitpolitiker. 

„Die schönsten Ereignisse waren immer die Eröffnungen der Kindergärten, wenn die Kinder gesungen haben und sich darüber gefreut haben, dass sie etwas bekommen haben“, erzählt er. Aber auch die Ausflüge in die Partnergemeinden hat er als besonders schöne Aufgabe in Erinnerung. 

„Ich bin auch Bürgermeister Wolfgang Kocevar sehr dankbar. Er hat alle Ressortverantwortlichen, auch die der anderen Fraktionen, frei arbeiten lassen. Das war bei den anderen Bürgermeistern nicht immer so. Ich möchte mich auch beim gesamten Gemeinderat und auch bei allen Fraktionen für die gute Zusammenarbeit in den letzten 42 Jahren herzlich bedanken und bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rathaus“, zeigt er sich dankbar.

Die Entwicklung von Ebreichsdorf sieht er positiv. „Die Politik ist jedoch gefordert, mit den Boden-Ressourcen sehr sorgfältig umzugehen“. 

Für die große Politik hat der erfahren Kommunalpolitiken auch einen Tipp: „Einen Schritt zurücktreten und auf die Leute zugehen. Nicht so überheblich sein und immer nur auf das eigene Geldsackerl schauen“, so der Tipp des scheidenden Vizebürgermeisters. 

Zeilinger will sich jetzt vor allem um seine Gesundheit kümmern und ist auch noch bei zahlreichen Vereinen verwurzelt. „Fad wird mir ganz sicher nicht und ich gehe ja auch nicht aus Grant oder weil mich wer gezwungen hat, sondern weil ich glaube das es Zeit ist und ich, dass so möchte“, so der Vizebürgermeister. Das Ziel, Bürgermeister zu werden, hatte Zeilinger nach eigenen Aussagen nie. „Das war nie mein Ziel und wollte ich auch nie sein“. 

Bei der Stadtratssitzung Anfang dieser Woche, legte Johann Zeillinger nach 42 Jahren im Gemeinderat alle Funktionen zurück und schied aus dem Gemeinderat aus. Damit verliert Ebreichsdorf ein Urgestein der Politik.

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